UNE JOLIE FLEUR

8b-routen, Französische Poesie Und Ein „diplom“ Für Eine Kletternde

 

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Die Namen von Kletterrouten sind in den wenigsten Fällen poetisch. Hubble, Silence, La Rambla – sie weisen normalerweise auf ein Merkmal der Route hin, das dich auf sie einstimmt, oder sie zollen denen Tribut, die sie als Erste bezwungen haben. Sie machen die Route etwas persönlicher, geben für mich aber selten den Ausschlag. Mir sind vielmehr der Ort und die historische Bedeutung wichtig. Doch vielleicht ist es ganz passend, dass es eine Route mit einem poetischen französischen Namen war, auf der ich mir als kletternde Mutter die Rückkehr zu meiner alten Stärke beweisen wollte.

 

Ich suchte eine Mehrseillängenroute mit einer Schwierigkeit von etwa 8b oder maximal 8b+. Sie sollte nicht weiter als 200 km entfernt sein, damit ich keine lange, klimabedenkliche Anfahrt haben würde und so oft wie nötig hinfahren könnte. Doch während ich Seite um Seite des Kletterführers Verdon umblätterte, war ich nicht sicher, ob ich mich anhand eines Topos entscheiden konnte. Ich wollte mich überraschen und herausfordern lassen, mich anstrengen und nicht eine Route nachklettern, die ich in einem Video gesehen hatte. Instinktiv hielt ich auf einer Seite an und mein Finger landete auf „Une Jolie Fleur dans une Peau de Vache“. Wer aus Frankreich kommt, weiß Bescheid, allen anderen sei gesagt: Dies ist ein Lied von George Brassens, einem berühmten Chanson-Sänger aus den 70er Jahren, der oft als Poet beschrieben wird. Die Musik von Brassens ist einfach, aber ich liebte seine Lieder, als ich 12 Jahre alt war – etwa zu derselben Zeit, als ich zu klettern begann. 

 

 

Eineinhalb Jahre lang trainierte ich und setzte mir kleine Ziele, zum Beispiel meine erste 8a nach dem Baby. James und ich lernten, kletternde Eltern zu sein und als Familie zu reisen. Baby Arthur gewöhnte sich daran, viel Zeit draußen zu verbringen, und Schritt für Schritt fanden wir unser Gleichgewicht. Ein kleines Kind ist harte Arbeit – oder besser gesagt, unser Kind war harte Arbeit. Die ersten Monate lehrten uns, kleiner zu denken, langsamer zu werden und uns darauf zu besinnen, was im Leben wirklich wichtig ist – sich etwa die Zeit zu nehmen, einen Grashalm zu entdecken oder eine Erdbeere zu genießen. Dieses Wissen konnten wir auch auf das Klettern anwenden und fanden wieder Freude an einfachen Bewegungen, der luftigen Höhe bei einer langen Route und der angenehmen Erschöpfung in der letzten Seillänge. Mit 35 hatten James und ich Klettererfahrung auf der ganzen Welt gesammelt und würdigten die Klettergebiete in unserer Nähe kaum noch eines Blickes. Doch als das Baby kam, sahen wir alles durch die rosarote Brille.

 

Es dauerte lange, bis wir uns für eine Mehrseillängenroute organisiert hatten, doch im Juli, als Arthur eineinhalb war, machte ich die erste Begegnung mit Une Jolie – zusammen mit einem Freund, während James die Kinderbetreuung übernahm.

 

Um 7.00 Uhr am ersten Morgen in Verdon blickte ich die beeindruckende 300 m hohe Felswand La Paroi du Duc hinauf. An dieser Wand verlaufen einige der ersten Routen des Gebiets, die noch aus den 1960ern stammen und in denen sich Überhänge und diagonale Tritte abwechseln. Une Jolie Fleur wurde etwa 40 Jahre später erschlossen. Sie ist im Gegensatz zu den anderen Routen bereits von einem moderneren Kletterstil geprägt. Die Route wird charakterisiert durch einen steilen Aufstieg an Sintersäulen, durch Überhang-Passagen und verbindende Quergänge.

 

 

Genau das fand ich vor, als ich in die Route einstieg. Nach der ersten Seillänge (einer 6c) fasste ich an, was sich als ein 40 m langer Ausdauerabschnitt an Sintern herausstellte. Eine 8b, die abwechslungsreich, technisch und unterarmlastig ist. Nach den ersten Zügen war mir klar, wie viel Glück ich mit der Wahl dieser Route gehabt hatte: Allein diese Seillänge würde jeden Felsen zu einem Muss machen – 5 Sterne! Als ich lächelnd das Seil einholte, konnte ich die freudigen Ausrufe meines Kletterpartners hören, der offenbar das Gleiche dachte wie ich. Die 7b-Seillänge ist eine spektakuläre lange Sintersäule, gefolgt von zwei fantastischen 8a-Abschnitten an Sintern. Der einfachere Quergang und die oberste Seillänge sind vielleicht nicht herausragend, doch sie ermöglichen dir, vier unglaubliche Abschnitte zu verbinden. 

 

Während ich an Une Jolie arbeitete und jedes Detail austüftelte, erinnerte ich mich an mein Abenteuer auf der Voie Petit (500 m, maximal 8b) im Jahr 2016. Diese hochalpine Route verläuft an einem Granitfelsen, oberhalb eines Gletschers. Die beiden Routen haben also wenig gemeinsam, doch ich durchlief den gleichen Prozess: An einer neuen Wand in 300 m Höhe bin ich mit meiner Angst konfrontiert, besonders mit meiner Angst vor dem Scheitern. Ich musste versuchen, mich auf die Freude am Klettern zu konzentrieren, es genießen! Immerhin hatte ich mich für einen ganzen Tag von meinem Kind getrennt, also sollte ich diesen Tag zu einem Erfolg machen. 

 

 

Mein Erfolg würde sich jedoch nicht an einem Schwierigkeitsgrad messen lassen. Mir war schon lange klar, dass die Schwierigkeit einer Route relativ ist. Letztlich macht es keinen Unterschied, ob es eine 9c oder eine 7c ist – wen kümmert es? Ich klettere ja bloß. Angst und Müdigkeit aushalten, dann Hoffnung schöpfen und an den Erfolg glauben – diese ganze Leidenschaft ist nicht mehr und nicht weniger als MEIN persönliches Vergnügen. Selbstverständlich hatte ich während der Arbeit an der Route einige Momente, in denen ich bei der Suche nach einer Lösung verzweifelt bin. Und als ich an diesen zwei Tagen schlafen ging, fragte ich mich, warum ich mir das eigentlich antat. Doch als ich am nächsten Morgen um 5.00 Uhr aufstand, um die Nachmittagssonne zu vermeiden, konnte ich es kaum erwarten, den Fels anzufassen. Ich genoss den Gedanken, dass es allein an mir lag, ob ich es nach oben schaffte. Dieses Projekt erweckte die Kletterin in mir wieder zum Leben.

 

Als ich nach Hause kam, hatte ich präzise Sequenzen im Kopf und wusste: Wenn ich trainiere, die Route visualisiere und mich vorbereite, habe ich eine Chance, die Einzelteile zusammenzufügen. Ich wusste, dass das Training eine Herausforderung sein würde, insbesondere die Motivation zu einer weiteren Ausdauerrunde in der Sommerhitze. Doch ich war auf dem Weg, wieder ich selbst zu werden und eine Möglichkeit zu finden, gleichzeitig eine Kletterin und eine gute Mutter zu sein. 

 

Einen Monat später kehrte ich zusammen mit James zur Route zurück. Die Großeltern passten auf Arthur auf. Ein Teil von mir fragte sich, warum wir unser Kind zurückließen, und ohne Arthur, der sonst im Bus auf und ab hüpfte, fehlte uns beiden etwas. Doch dann, am frühen Morgen, war ich voll da. James verwandelte sich in den perfekten Sicherungspartner, und der Spaß begann. Ich hatte keine Ahnung, ob ich die nötige Ausdauer für die 8b mitbrachte, doch in dem einen Monat Training hatte ich festgestellt, dass alles schnell zurückkam. Ich kletterte präzise, ohne einen einzigen Fehler. Ich weiß nicht, wie das möglich war – vielleicht hatte mich der Umstand, ein Kind und wenig Zeit zu haben, zwangsläufig effizienter gemacht. In der 7b, der ersten 8a und der 5c ging alles glatt. Dann, in der letzten 8a, machte ich ein paar Fehler. Ich vergaß einige Methoden und es gab einen Moment ganz am Ende, in dem ich realisierte: Ich muss schnell die richtige Entscheidung treffen, oder ich rutsche ab. Und dann hätte ich vielleicht nicht die Energie, den Abschnitt noch einmal zu probieren.

 

 

Hier überkam sie mich, die altbekannte Angst vor dem Scheitern, mit der alle Kletterer umgehen müssen. Als ich noch Wettkämpfe kletterte, versuchte ich in solchen Momenten, mich mehr auf die Freude an den Bewegungen zu konzentrieren. Dieses Mal, an der Belastungsgrenze meiner Unterarme und während ich versuchte, an einem einigermaßen komfortablen Sinter meinen Atem zu beruhigen, sah ich Arthur vor mir, wie er zu seiner Lieblingsmusik tanzt. Mir wurde klar, dass es in Ordnung war, wenn ich abrutschte. Es wäre gar nicht so schlimm, zu scheitern. Dass ich die Möglichkeit akzeptierte, die Route nicht zu schaffen, gab mir die nötige Energie, mich bis zur Sicherung hinauf zu kämpfen und die Seillänge abzuschließen. Noch eine 6b, dann hatte ich es geschafft – ich war wieder die Kletterin, die ich sein wollte! Ich hatte mir selbst bewiesen, dass ich als Mutter und als Kletterin ein Gleichgewicht finden konnte. Dass die Freude an meinem Kleinen sogar eine Kraftquelle fürs Klettern war, die ich vorher nicht hatte.

 

Ich würde euch nun liebend gerne erzählen, dass James und ich auf dem Heimweg Une Jolie gehört haben, doch das wäre vielleicht etwas zu poetisch. Schließlich ging es mir nicht darum, eine Route wegen ihres Namens oder ihrer Berühmtheit auf meiner Liste abzuhaken. Außerdem hasst James das Lied. Ob er jemals französische Poesie verstehen und zu einem „echten“ Franzosen wird, das ist jedoch ein ganz anderes Thema.

 

 

Written by Caroline Ciavaldini

Photo by Raphael Fourau

 

Stage 6- Buoux

We stayed four days at the "Auberge des Seguins," which is a perfect location to go to the crags on foot. They even let us take our dinners outside by the bedroom while the baby was already in Bed. Buoux doesn't need any publicity. It is a unique, incredible crag, and there is a reason for its Fame. Buoux is a Must visit". No matter what your level is, you will find a gem to climb!

 

Stage 7- Mouries

Mouries is a long way from Buoux, and we had initially planned some extra stops. But the heatwave had begun, and the other planned spots were not as exciting. So, instead of climbing stops, we biked for two days, visited an abandoned troglodyte village (les grottes de cales), and loved it!

 

Mouries again is an old lady, and if you can get away from requiring extremely tough grades and enjoy the technical climbing, you will love it. Mouries is a climbing lesson in itself.

 

 

Stage 8- Fontvieille secret crag

I can't tell you the secret crags, as they are secret because they aren't technically allowed. To find them you have to ask as you meet climbers on your previous days and if you are lucky they may tell you the secrets! France is full of them, and sometimes these are the best crags!

 

We arrived back home after 25 days of traveling and climbing. It wasn't always restful, but then living with a baby is never restful! Every day brought us load of discoveries, from a wild tortoise to incredible pains au chocolates, to meeting an old friend. Baby Arthur loved it. The minute we stepped back in the house, he was pointing again at the window, asking, "where next?" For James and me, we finish this adventure delighted to have realized that we still have so much left to explore, and it is all less than 100km from our home. This bike and climb trip is only the first!

 

 

Die Route ist eine 7 Seillängen lange 8b und 6 Monate nach der Geburt meines Babys dachte ich: Wenn ich sie schaffe, ist sie wie ein Diplom dafür, dass ich als Kletterin zurück bin. Als ich die Route auswählte, wurde ich allmählich wieder fit und hatte gerade einen Rhythmus gefunden, wie ich auch mit Baby etwas trainieren und schlafen konnte. Fitness ist jedoch nicht alles, ich brauchte auch Konzentration, Einsatz und den Willen, so eine Route durchzuziehen. Als junge Mutter erlebte ich, dass sich der Fokus meines Lebens komplett verändert hatte. Jede Sekunde am Tag war ein Teil meines Gehirns mit dem Kleinen beschäftigt: Braucht er irgendetwas? Ist er in Gefahr? Als Baby Arthur 6 Monate alt war, konnte ich keinen ganzen Text schreiben, kein Buch lesen, mich nicht konzentrieren. Ich war quasi hinter der Verantwortung als Mutter verschwunden. Doch ich hoffte, dass ich mein voll funktionsfähiges Gehirn zurückbekommen würde – wie auch meine nicht mehr vorhandenen Bauchmuskeln. 

 

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Die Route ist eine 7 Seillängen lange 8b und 6 Monate nach der Geburt meines Babys dachte ich: Wenn ich sie schaffe, ist sie wie ein Diplom dafür, dass ich als Kletterin zurück bin. Als ich die Route auswählte, wurde ich allmählich wieder fit und hatte gerade einen Rhythmus gefunden, wie ich auch mit Baby etwas trainieren und schlafen konnte. Fitness ist jedoch nicht alles, ich brauchte auch Konzentration, Einsatz und den Willen, so eine Route durchzuziehen. Als junge Mutter erlebte ich, dass sich der Fokus meines Lebens komplett verändert hatte. Jede Sekunde am Tag war ein Teil meines Gehirns mit dem Kleinen beschäftigt: Braucht er irgendetwas? Ist er in Gefahr? Als Baby Arthur 6 Monate alt war, konnte ich keinen ganzen Text schreiben, kein Buch lesen, mich nicht konzentrieren. Ich war quasi hinter der Verantwortung als Mutter verschwunden. Doch ich hoffte, dass ich mein voll funktionsfähiges Gehirn zurückbekommen würde – wie auch meine nicht mehr vorhandenen Bauchmuskeln.