TESTKLETTERN MIT

 

 

DEM MOSQUITO IM ORCOTAL

 

 

Ein Blick hinter die Kulissen mit Siebe Vanhee

 

6.5 minute read

 

 

Im Oktober 2020 lud mich Wild Country ins Orcotal im Nordwesten Italiens ein, um ihren neu entwickelten Klettergurt dem Praxistest zu unterziehen. Ich freute mich auf meine Rückkehr ins Granittal. Mein erster und bis dahin einziger Besuch im Orcotal lag acht Jahre zurück. Damals war ich Greenspit geklettert, das berühmte 8b+ Rissdach, und schon zu jener Zeit hatte ich mir vorgenommen, einmal für einen Ausflug hierher zurückzukommen. Den Sommer hatte ich mit Klettern auf Sandstein und Projektieren in Spanien verbracht, also war Granit eine willkommene Abwechslung für mich. Ich hatte vorher noch keine Prototypen von Wild Country getestet und wusste daher nicht genau, was mich erwartete. Doch die Versuchung eines neuen leichten Klettergurts war groß, und so freute ich mich auf zwei Wochen Klettern an klassischen Rissen, dünnen Rissen, Offwidth-Rissen sowie Sportrouten, die von technischen Platten bis hin zu körperlicheren Routen reichten. Schließlich muss ich bei einem echten Produkttest ja das gesamte Spektrum an Kletterabschnitten im Tal ausprobieren!

 

Als ich in meinem Kleinbus nach Italien fuhr, dachte ich darüber nach, was einen guten leichten Klettergurt ausmacht. Ich kam zu dem Schluss, dass „Leichtigkeit“ dabei nicht so viel mit Grammangaben zu tun hat, sondern damit, dass man den Gurt beim Klettern nicht spürt. Im Prinzip muss er sitzen wie eine gute Badehose: Diese sollte an den richtigen Stellen anliegen und Halt bieten und zugleich leicht genug sein, damit man sie nicht spürt oder sich gar durch sie gestört fühlt.

 

Auch bei der Auswahl eines Gurts geht es mir in erster Linie um das Tragegefühl. Ich möchte mich beim Klettern frei fühlen und nicht in meinen Bewegungen eingeschränkt sein. Trotzdem möchte ich meinen Gurt an Taille und Beinen spüren – er sollte gerade so eng anliegen, dass er mir Komfort und Sicherheit garantiert, ohne fließende Bewegungen zu verhindern. Doch natürlich muss er das Gewicht an den Stellen, an denen er meinen Körper berührt, angenehm auf der Fläche verteilen. Dann muss der Gurt für alle meine Kletterstile praktisch sein, von großen Wänden in Patagonien bis hin zu Sportrouten in Spanien; deshalb überprüfe ich instinktiv des Design der Ausrüstungsschlaufen. Sie müssen schnellen Zugriff ermöglichen, nicht zu weit vorne und nicht zu weit hinten positioniert sein. Ich brauche vier Ausrüstungsschlaufen, wobei die vorderen steif sein müssen, damit ich Expresssets oder Ausrüstung schnell lösen kann. Und der letzte und vielleicht wichtigste Punkt bei einem leichten Modell ist, dass die Beinschlaufen im Verhältnis zum Taillengurt die richtige Größe haben müssen – keine leichte Aufgabe, da jeder von uns eine andere Körperform hat.

 

 

Ich konnte die nächste Herausforderung kaum erwarten! Aber wir waren ja in Italien und so war es erstmal Zeit für einen Espresso, den wir in einer hübschen, typischen Bar in Ceresole Reale tranken. Schließlich muss man sich ja an die Tradition und Kultur der Orte, die man besucht, anpassen – nicht wahr?

 

Aufgeregt und aufgedreht vom Koffein machten Rava und ich uns eine Stunde später bereit für die Legittima Visione, eine mit Bohrhaken versehene 8a+ Verschneidung, die wir von Ceresole aus sehen konnten. An meinem zweiten Klettertag fühlte ich mich jetzt aufgewärmt und war bereit, alles für einen Onsight zu geben. Diese Route ist jedoch absolut kein leichter Onsight und ich fiel vor der größten Crux. Ich schob es auf den starken Kaffee, den ich noch immer im Blut hatte, und war fest entschlossen, die Bewegungen zu schaffen. Stemmen, Handflächen nach unten, beide Füße rechts, beide Hände links, Gaston-Undercling: Die richtigen Abläufe zum Lösen des Puzzles hatte ich drauf! Doch meine Haut brauchte eine Pause, bevor ich einen weiteren Onsight-Versuch unternehmen konnte.

 

Als wir am Abend bei einem großen italienischen Essen zusammenkamen, berichtete ich begeistert vom Mosquito-Klettergurt. Ich liebte das schlichte Design und wusste bereits, dass er für mich genau richtig zum Freiklettern war, selbst auf Trad-Mehrseillängenrouten mit einem Gurt voller Friends, Expresssets, Stoppern, Beaner, einer Reepschnur usw. Bewegungsfreiheit hat höchste Priorität, und dieser Gurt bietet mir dafür den richtigen Halt!

 

 

Zwei Tage später, mit geheilter Haut und dem vor mir ausgebreiteten Puzzle, kehrte ich entschlossen zur Legittima Visione zurück. Ich kletterte schnell, um nicht zu viel Zeit auf den kleinen Fußtritten zu verbringen. Bei so technischem Klettern verformt sich deine Gummisohle immer mehr, je länger du auf deinen Füßen stehst, und deine Füße bewegen sich in deinen Schuhen – daher ist schnelles Klettern meiner Meinung nach entscheidend. Ich fühlte mich, als würde ich die Route nach oben fliegen. Und auch wenn mir die Beta nicht gelang, fiel ich nicht und kletterte selbstsicher. Als ich dieses Mal den Anker erreichte, war ich den Italienern für ihre Espresso-Pausen dankbar!

 

Das sind nur zwei der Klettertouren, die ich in den folgenden Tagen im Orcotal gemacht habe, aber es gibt so viele gute, dass ich unten eine kleine Liste mit meinen Favoriten zusammengestellt habe.

 

Und was den Mosquito-Klettergurt betrifft: Meinen ersten Eindruck musste ich auch nach dem Härtetest an Platten, Rissen, Wänden, Sport- und Trad-Routen nicht revidieren! Am Ende flehte ich die Leute aus dem Produktteam sogar an, mir den Prototypen zu überlassen ... Als sie ablehnten, gab ich ihnen in der Kletterbar Le Fonti ein paar Extrarunden Grappa aus und versuchte, ihn mitgehen zu lassen. Leider sind sie äußerst routinierte Grappa-Trinker, und ich musste noch ein paar Monate auf meinen eigenen Mosquito warten.

 

 

Meine empfohlenen Routen:
•  Rocky Marciano (8a) – Trad, Rissdach
•  Penitenziàgite (8a) – Trad - Erster Anker (7c) Offwidth
•  Suona Morto (8a) – Trad, Rissdach
•  Cinquetredici (7c+) – Platte
•  Gloves of War (7c) – Trad, Offwidth
•  Shitting Bull (7b+) – Trad
•  Percussioni Litiche (7b+) – Trad
•  L’attacco dei Cloni (7b+) – Trad
•  Legoland (7b) – Trad
•  Non so chi mi tenga (7a+) – Trad, Offwidth
•  End of the Flare (7a+) – Trad
•  Sitting Bull (6c+) – Trad

 

 

Geschrieben von Siebe Vanhee

Fotos von Federico Ravassard

 

Si tratta di una via a 7 tiri (8b) e, a 6 mesi dal parto, l’idea di riuscire a scalarla sarebbe stato il certificato “del mio ritorno”. Quando l’ho scelta, sapevo che stavo recuperando la mia forma fisica, e avevo appena stabilito un ritmo con cui il bambino mi lasciava allenare e dormire un po’. Ma la condizione atletica non è tutto, poiché avevo anche bisogno di concentrazione, dedizione e voglia di portare a termine una via come quella. Ciò che ho sperimentato come giovane mamma è stato il totale spostamento della mia attenzione. In ogni istante della mia giornata, parte della mia mente era concentrata sul mio piccolino – ha bisogno di qualcosa? È in pericolo? Quando il piccolo Arthur aveva 6 mesi, non riuscivo neanche a scrivere un testo per intero, leggere un libro o concentrarmi. Ero sparita volontariamente dietro il “velo di mamma”. Ma speravo di ritrovare la piena funzionalità del mio cervello, ancor di più dei miei addominali scomparsi.

 

 

Si tratta di una via a 7 tiri (8b) e, a 6 mesi dal parto, l’idea di riuscire a scalarla sarebbe stato il certificato “del mio ritorno”. Quando l’ho scelta, sapevo che stavo recuperando la mia forma fisica, e avevo appena stabilito un ritmo con cui il bambino mi lasciava allenare e dormire un po’. Ma la condizione atletica non è tutto, poiché avevo anche bisogno di concentrazione, dedizione e voglia di portare a termine una via come quella. Ciò che ho sperimentato come giovane mamma è stato il totale spostamento della mia attenzione. In ogni istante della mia giornata, parte della mia mente era concentrata sul mio piccolino – ha bisogno di qualcosa? È in pericolo? Quando il piccolo Arthur aveva 6 mesi, non riuscivo neanche a scrivere un testo per intero, leggere un libro o concentrarmi. Ero sparita volontariamente dietro il “velo di mamma”. Ma speravo di ritrovare la piena funzionalità del mio cervello, ancor di più dei miei addominali scomparsi.

 

 

Bei meiner Ankunft im Orcotal traf ich das Produktteam und erhielt den Mosquito-Prototypen. An meinen ersten Gedanken erinnere ich mich noch genau: „Das ist er! Das ist der Gurt, den ich für alle meine Kletterrouten benutzen möchte, selbst für die großen Wände!“ Das war zumindest mein erster Eindruck. Doch der musste sich erst noch bestätigen. Der Wetterbericht sah super aus und ich wurde Federico Ravassard (Rava) vorgestellt, einem Fotografen, der die Gegend gut kennt. Mit ihm zusammen sollte ich den Gurt beim Klettern steiler Routen auf Herz und Nieren testen und dabei Fotos machen.

 

Als wir die Optionen für die nächsten Tage durchgingen, erzählte mir Rava zuerst von Conosci te stesso, eine 50 Meter lange 8a-Trad-Route. Diese Einseillänge ist riesig und einschüchternd und wäre die perfekte Challenge für einen Onsight-Trad-Anstieg. Die Route beginnt mit einfachen 12 Metern, gefolgt von einer schwierigen Stemmecke mit einen dünnen Riss dahinter. Nach dem Riss kommen ein paar Wandbewegungen vor einer Runout-Traverse zu einem mega Grat und eine fiese Platte bis zum Anker am Ende.

 

An meinem zweiten Morgen legte ich voller Energie den Mosquito an, stattete ihn mit Zeros, Friends und Rocks aus und legte los – ohne mich ordentlich aufzuwärmen. Ich schaffte es mit nur wenigen Rocks bis zu der technischen Ecke und weiter bis zu einer guten Position, wo ich drei Zeros setzte. Hier beginnt die Traverse, und es ist ein ordentlicher Runout bis zu dem Grat. Ich war schon ziemlich außer Puste und zahlte den Preis dafür, mich nicht aufgewärmt zu haben. Aber nachdem ich einige Male unter dem Grat hin- und hergeklettert war, wusste ich, dass ich jetzt weitermachen musste. Ich nahm die lange Beta und traute mich. Ich stieß mir meine rechte Hand und meinen rechten Fuß am Grat, wodurch sich mein Körper wie eine quietschende Scheunentür öffnete, aber ich schaffte es, mich festzuhalten. Als ich um die Ecke kam, war ich überrascht, dass die technische Platte mit Schrauben gesichert war. Nach kurzem Zögern aus Sorge, dass ich den Onsight verpatzen würde, schob ich langsam aber sicher die Spitzen meiner Gummisohlen über den Granit und brachte vorsichtig die letzten sieben Meter hinter mich. Beim Setzen des Ankers war ich berauscht von der Reise, auf die mich diese wunderschöne Route entführt hatte!

 

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Si tratta di una via a 7 tiri (8b) e, a 6 mesi dal parto, l’idea di riuscire a scalarla sarebbe stato il certificato “del mio ritorno”. Quando l’ho scelta, sapevo che stavo recuperando la mia forma fisica, e avevo appena stabilito un ritmo con cui il bambino mi lasciava allenare e dormire un po’. Ma la condizione atletica non è tutto, poiché avevo anche bisogno di concentrazione, dedizione e voglia di portare a termine una via come quella. Ciò che ho sperimentato come giovane mamma è stato il totale spostamento della mia attenzione. In ogni istante della mia giornata, parte della mia mente era concentrata sul mio piccolino – ha bisogno di qualcosa? È in pericolo? Quando il piccolo Arthur aveva 6 mesi, non riuscivo neanche a scrivere un testo per intero, leggere un libro o concentrarmi. Ero sparita volontariamente dietro il “velo di mamma”. Ma speravo di ritrovare la piena funzionalità del mio cervello, ancor di più dei miei addominali scomparsi.