Eine Sommersaga mit Pete Whittaker

Ein blasser Brite, Kanus und unberührte Pfeiler

Als der blasse Brite, der ich nun einmal bin, fühlte ich mich wie verwelkter Spinat, der in der Sonne verbrennt. Aber die Anstrengung in der reibungslosen Hitze würde mich nicht von der Erkundung neuer Routen und zahllosen Abenteuern abhalten. Nachdem ich insgesamt zehn Wochen auf zwei verschiedenen Trips mit dem Klettern in ganz Norwegen verbracht habe, neue Routen und unberührte Wände mit dem Kanu und meiner Freundin entdeckt habe, freue ich mich auf meine nächste Möglichkeit, wieder zurückzukehren.

Eine Reise voller Sonnenschein ist nicht unbedingt das, woran die Leute denken, wenn du sagst, dass du zum Klettern nach Norwegen fährst. Es ist sicher nicht das, was ich erwartet habe, nachdem ich meine Wollsocken und Daunenjacke eingepackt habe. Ich denke, die meisten Menschen verbinden Klettern in Norwegen mit Regen und Angriffen, aber es gab kaum etwas von Beidem.

Kapitel 1 - Ca-New Routing

Ca-new Routing: mit dem Kanu zu Wänden fahren und vom Boot aus starten. Es ist eine Möglichkeit, an Wänden zu klettern, die direkt aus dem Ozean ragen, aber ohne den Glamour einer Yacht oder eines Motorboots, wie sie es in diesen Deep Water Solo Filmen mit Sharma und Co. machen. Es vereinfacht vieles und macht es anstrengender, wodurch es umso befriedigender ist.

Ca-new Routing nahm richtig an Fahrt auf, als ich in der Region Rogland angekommen bin, eine Gegend in der südwestlichen Spitze Norwegens. Bei der Ankunft wurde schnell deutlich, dass es neue Routen im Überfluss gab. Wir fuhren durch die Täler und ich zeigte auf verschiedene Strecken an zahlreichen Felswänden,

„hat die schon jemand gemacht? ... Ohh, hat diese schon jemand gemacht? ... Was ist mit dieser?“

Und die Antwort schien immer „nein“ zu sein.

Schließlich hörte ich auf, auf bestimmte Strecken zu zeigen und entschied, zu fragen, ob ganze Mehrseillängen-Pfeiler überhaupt irgendwelche Routen hatten. Überraschenderweise war die Antwort in der Regel immer noch „nein“.

In einer Region mit solch einer Fülle an unbestiegenen Felsen, und ich meine wirklich, wirklich viele unbestiegene Felsen, kam ich mir etwas dumm vor, weil ich so viel Zeit im Peak District damit verbracht hatte, nach unberührten Griffen zu suchen. Jetzt kannte ich das Geheimnis von Rogaland und ich sah immer mehr potentielle Erstbesteigungen.

Meine beiden Favoriten sind Norwegian Crown und Conquest from the West.

Conquest from the West wurde auf einer Ca-new Routing Mission entdeckt. Mari und ich machten einen kurzen Ausflug über Lysefjord, wählten die offensichtlichsten Strecken und wagten uns nach oben. Wir kletterten nicht direkt aus dem Kanu, sondern strandeten das Boot, machten ein paar Schritte zur Basis und begingen einen Klassiker mit zwei Seillängen. Nachdem ein paar obligatorische Steine abgerollt sind, sah es nach einer großartigen Route aus und wir gingen zurück zum Kanu und paddelten schnell über den Fjord, damit wir nicht von der Abendfähre niedergemäht werden würden. Diese Route würde jemandem, der nach einem stressfreien Abenteuer suchte, viel Spaß bringen.

In derselben Region (jedoch ohne nötigen Zustieg über das Wasser) wurde ich von einer Strecke auf der linken Seite der Profile Wall inspiriert.

„Dies ist eine dieser sagenumwobenen Routen,

oft erwähnt, aber kaum bestiegen (ich denke, dass vielleicht nur zwei andere Gruppen dort oben waren). Alle Strecken der Profile Wall sind großartig, aber die bestimmte, diese eine, ist mir besonders aufgefallen. „The Bo“, das sind zwei Seillängen, die graduell über einen für Hand und Finger perfekten Riss hervorstehen, mit einer sanften dritten Seillänge am Schluss. Ich freute mich gleich wahnsinnig, dann fiel ich, aber schaffte es beim nächsten Versuch. Classeek.

Wie schon gesagt gibt es hier so viele unbestiegene Felsen und ein großes Potential. Wenn du aber neue Routen entdecken willst, musst du dich auf Trad-Kletterabenteuer einstellen und dir der Anstrengung bewusst sein. Möglicherweise musst du mit dem Boot, Kanu oder schwimmend zu Felsen gelangen und bereit sein, dich über „unbezwungenes“ Gelände zu begeben, um die guten Stellen zu finden. Aber wenn du dann die guten Stellen findest, gibt es nichts Besseres!

Kapitel 2 - Jotunheimen

Im Gegensatz zu anderen Orten, an denen ich in Norwegen geklettert bin, gab es hier nicht nur Felsen oder hohe Wände mit dem Luxus einer Bootsanfahrt. Dies war ein Ort mit schönen, langen Schneezustiegen, die die Beine aufwärmen, während die Arme sich noch ausruhen.

Allerdings war durch Norwegens besonders warmen Frühling und noch wärmeren Sommer in dieser Region viel Schnee geschmolzen, wodurch die Zustiege einfach waren; es gab nur einen Gletscher. Ich legte die Steigeisen zur Seite, denn wie sich herausstellte, sind Sportschuhe hervorragend für Schnee-Eis geeignet und sehr schnell. Mari wollte mich sowieso vom Skifahren überzeugen, also war das für mich in Ordnung.

Da ich nicht gerade fließend Norwegisch spreche, bin ich beim Lesen des Kletterführers keine große Hilfe, sondern eher hinderlich. Auf dieser speziellen Mission überließ ich es also Mari, uns zur Basis zu navigieren.

Das Wetter war so lange Zeit unglaublich schön gewesen, also war ich enttäuscht, als ich Nebel sah. „Wir klettern im Nebel, oder?“, fragte ich. Und wurde ausgelacht, denn so sah in Norwegen das perfekte Wetter aus. Ehrlich gesagt bin ich nicht sicher, ob der Gipfel 2017 überhaupt einmal zu sehen war.

Die Wolken und der Nebel nahmen uns beim Zustieg die Sicht, aber schließlich fanden wir die Ecke und den schiefen Kamin, den wir gesucht hatten. Ich musste zugeben, dass der Beginn der Klettertour wie ein Geröllhaufen aussah. Sahen so die Bergklassiker Norwegens aus? Ich schlug vor, dass wir entlang einer Felskante auf der linken Seite einen neuen Weg freilegten. Eine durchnässte Seillänge später waren wir völlig erschöpft. Erst später an diesem Tag erfuhren wir, dass wir am völlig falschen Teil des Berges geklettert waren, uups...

Okay, beim zweiten Versuch fanden wir die Strecke, die wir gesucht hatten: Luft Vind Ingenting (direkter Start und direktes Ende) wurde von Henning Wang erschlossen.

Wir starteten halbwegs früh, wenn auch alles andere als „alpin“, und so dachte ich, dass wir 18 Uhr wieder unten sein und uns an einer Portion Tacos erfreuen würden. 18 Uhr waren wir immer noch an der Wand, der Nebel lag über unseren Knöcheln und die Schlüsselstelle lag noch vor uns. Aber alles das war nichts, was ein wenig salzige Lakritze aus Norwegen nicht retten konnte. Nachdem wir die Schlüsselstelle geschafft hatten, begaben wir uns schnell für einen zweiten Aufstieg nach oben und alles On Sight, auch wenn einige dem letzten Punkt aufgrund unseres Unvermögens am ersten Tag vielleicht wiedersprechen würden.

Kapitel 3 - The Recovery Drink

Ich legte eine Pause vom Entdecken klassischer Klettertouren und neuer Routen ein, um mit Tom Randall zu Recovery Drink zurückzukehren. Das ist die große Trad-Route, die Nicolas Favresse 2013 an der Profil Wall erschlossen hat.

Ich hatte mich vor ein paar Jahren mit Tom an dieser Route versucht, und sagen wir mal so, diese Erfahrung sorgte dafür, dass ich recht beunruhigt zurückkehrte. Die meisten Erinnerungen an diese Route bestanden aus frierenden Händen, Stau am Berg und Øyvind Salvesen, der auf Henning saß, um warm und am Leben zu bleiben; es war kalt, nass und überhängend. Damals schaffte ich nicht mal die Schlüsselstelle mit Expressset ohne „Zu“ zu rufen; es war einfach zu steil und die Füße schmerzten höllisch.

Zum Glück empfand ich die Schlüsselstelle mit Expressset dieses Mal nicht so schlimm, und ich hatte diesen Teil sogar als Flash geschafft. Es fühlte sich gut an, zu wissen, dass sich mein Ziehen mit Expressset verbessert hatte. Ich denke, es hatte mir geholfen, in diesem Winter Eispickel zu halten; dieselbe Griffhaltung.

„Meine Inspiration, diesen norwegischen Rissen näherzukommen, hat sich definitiv verändert.

Ich habe einige richtige Reihenfolgen, Methoden und Tricks in den Griff bekommen. Ich habe eine Reihenfolge herausgefunden, die etwas anders ist als Nicos und meine Stärken als Risskletterer ausspielt anstatt sich auf nötige Sportkletterfeinheiten zu verlassen (etwas, das ich nicht kann).

Als Tom und ich den Dreh raushatten, wurde es sehr heiß, ich glaube es waren bis zu 32 Grad. Dadurch wurden jegliche Rotpunkt-Absichten zunichte gemacht. Wir werden auf einer kühleren Trip warten müssen...

Kapitel 4 – Kjerag

Kjerag ist eine 1000 Meter hohe Wand, die aus dem Meer (Fjord) ragt, mit 800/900 Meter hohen Routen. Bei all dem guten Wetter war dies die ideale Gelegenheit, um die Reize norwegischer hoher Wände zu entdecken, da es offenbar nur selten so früh trocken war... Oder überhaupt einmal!

Mari und ich brachen nach Hoka Hey auf, eine absolut klassische Route mit 20 Seillängen. Wir wanden uns die erste Hälfte des Geländes mit niedrigem Winkel nach oben und kletterten große Teil davon simultan. Die zweite Hälfte wurde steiler, also wechselten wir uns bis nach oben mit dem Vorstieg ab. Nach 12 Stunden mir großartigem Klettern, norwegischen Süßigkeiten und einer Erstbegehung für uns beide kamen wir oben an. Es war ein sehr erfolgreicher Tag.

Die folgende Route war etwas schwerer: Skjoldet, 22 Seillängen (bis E5). Wir stellten eine Gruppe mit 3 Leuten zusammen: Ein Brite (ich), eine Norwegerin (Mari) und ein Schwede (Erik), und vereinten so umfassende Qualitäten. Ich war beeindruckt, wie Mari auf leicht feuchtem und loserem Gelände an Hoka Hey vorstieg, wo gute Klettertechniken hartes Ziehen übertrumpfen. Und Erik ist ein F8A+ Flasher und war erst in Yosemite gewesen, also wusste ich, dass sie mich nach oben bringen würden, wenn mir mein Süßigkeitenvorrat ausgehen würde. Nach mehreren Seilwechseln, wechselnden Vorstiegen und epischen, ungesicherten Traversen mit Rucksäcken erreichte jeder ohne Fall das Top. Eine gute Zeit!

Vor meiner Abreise entschied ich, auf einer entspannten Solo-Tour die Wand auf dem einfachsten Weg zu begehen. Ich wollte keine Anstrengung, sondern nur einen schönen Tag. Also legte ich die einfachen Hälften von zwei Routen zusammen (die untere Hälfte von Hoka Hey mit der oberen Hälfte von Nordostpassasjen). Ich wollte komplett frei klettern, aber leider lag eine Seillänge in einem Wasserfall, also musste ich einen 20 m langen Abschnitt mit Hilfsmitteln klettern. Aber es war trotzdem zufriedenstellend, Fähigkeiten, die ich in Yosemite gelernt hatte, auf einfacherem Gelände anzuwenden, wodurch ich mich effizienter bewegen konnte. Ich freute mich und war überrascht, dass ich es alleine in 4 Stunden und 13 Minuten schaffte.

Jetzt, wo ich wieder zu Hause bin und für den Herbst trainiere, kann ich sicher sagen, dass ich Norwegen bereits vermisse. Die Leichtigkeit, mit der man unbestiegene Felsen findet, Ca-new Routing in den Fjorden und vielleicht mein außergewöhnlich großes Glück mit dem Wetter haben einen großartigen Eindruck des Kletterns dort hinterlassen. Es gibt so viel zu entdecken, ich komme ohne Zweifel bald wieder.

Pete Whittakers Ausrüstung für Norwegen

1 ISLAND, 2 MONKS AND UNTOUCHED GRANITE

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“Why did James and I pick a small dot on the other side of the planet?”

Because Yuji told us about it. The last time Yuji proposed us a trip, we ended up in Kinabalu, the now oh so famous mountain where untouched granite will overwhelm the climber. The Real Rock tour has thrown Kinabalu into fame, but 5 years ago, when we went there, no climber could even put it on the climbing

Kinkasan is a small island not far from Fukushima, on the north east side of Japan. It has 26km circumference and is inhabited by two monks. From Tokyo it is a six hour journey. Yuji didn’t say that much more: Kinkasan’s coast is covered with granite cliffs, and there is a Shinto shrine on it. Yuji mentioned as well the damages made by the tsunami…

We began our journey with next to no expectations about the climbing, and a big question mark for the rest. 3 days in the trip and I know exactly why we came: for Japan. 

2 years ago we spent a week in this unique country and both James and I knew that we had to come back one day: how could I compare it? Well, the first time you taste wine, you have heard a lot about it. But you smell, and you only smell the alcohol, you taste and you can’t put words on it because wine is subtle, complicated and requests an education. You have to go back to it, learn to enjoy, differentiate and remember. Japan is maybe a little bit like wine.

There is this astonishing mix of modernity (the Japanese toilets and their multi jets, music and self cleaning options give you an idea of the immensity of your difference)  and spirituality, respect, focus.

We arrived at Base Camp, the gym that Yuji opened 5 years ago in Tokyo, and I oscillate between marvel and shame. I am a pro climber, and most of the boulders are too hard for me, the Japanese climbers around me seem to evolve so effortlessly, like flying cats on the wall. But then you realise: the world championship have just finished in Paris and in the bouldering competition, 3 of the 6 medals are not only Japanese, but from Tokyo, from Base Camp. Yuji and his company helps the athletes become professional and they often climb together. Shall I repeat that? Half of the world’s medals come from one gym! Surely there is no wonder that Yuji owns that gym… But that is only just the very top of the iceberg, because behind this 3 medals, there are a lot of other athletes with an incredible level. I have never seen so many good, extremely good boulderers in one place. And I am a former competition climber, trust me, I know what I am talking about.

“Why are they so good?”

The answer is surely complicated but here are a few elements: climbing has become very trendy in Japan, with over a 100 gyms in Tokyo. The Japanese body type is perfect for climbing; light, powerful and explosive muscles. The Japanese constant pursuit of perfection pushes the athletes to train hard, just like everyone around them simply accomplished every task with perfection.

It was dry for the crossing, and after unpacking our bags at the shrine we bouldered on a nearby beach for 1 hour before the rain came. With so much rock to see and so little time, we hiked out anyway along the coast to search out potential lines. The rain became heavier, we became wetter, and after 4 soggy hours we returned to the shrine, hopes high but spirits low. We’d been preparing this trip since September 2015, putting the team together, finding funding from sponsors, organizing the local logistics, yet it would all be in vain if the weather didn’t brighten up.

A morning of rain gave us the excuse to sit down and record some interviews, though truthfully we had little to say as we’d done little climbing. Toru, ever the silent optimist finally dragged me out to the closest boulder spot during a break between two showers, and we were surprisingly able to climb! Toru lived up to his reputation of boldness and brilliance, making the first ascents of two of Kinkasan’s boldest and hardest problems. Finally things were looking up. The forecast was good for the following days, and group psyche could not have been higher. We began to plan our upcoming adventure and our first trip to the other side of the island – the area with the highest concentration of rock, and the biggest cliffs, but had to cut them short as bad news broke.

With my thirst for climbing temporarily quenched, we left the island in limbo, happy, yet sad, but knowing we’d be back in less than 24 hours. We passed the day visiting some of the worst tsunami affected towns in an effort to better understand what hardships the local people had to live through, and how they are moving forwards towards the future. It is one thing to watch the news from the comfort of your lounge back home, it is another thing entirely to see it first hand, and speak to the people who have lost everything - houses, possessions, loved ones!

Suddenly our troubles with the rain seemed embarrassingly small, and we remembered why we were actually here in the first place.

Our personal climbing desires must come second to the larger goal of showing this place to the world. Rain or shine, we have to get out there. Hike around, document the potential, and if in the end we are lucky, open up some new routes.